Dienstag, 28. Februar 2017

Anna Karenina ~ Leo Tolstoi

Mal wieder eine Rezension zu einem Klassiker, diesmal der russischen Literatur. Anna Karenina ist ein Epos von drei Liebesgeschichten, welche alle ineinander verwoben sind. Insgesamt wird das Buch in acht Teile unterteilt. Ähnliche von der generellen Geschichte sind die drei Romane Madame Bovary, Anna Karenina und Effi Briest, geschrieben ungefähr um die selbe Zeit herum, jedoch in verschieden Ländern (Frankreich, Russland und Deutschland).

Zum Inhalt:

Die drei Liebesgeschichten beginnen bei Stepan, Annas Bruder und Dolly, seiner Frau. Sie hat erfahren, dass er sie betrogen hat und somit weiß sie nicht, was sie tun soll. Anna ist verheiratet, verliebt sich aber in Wronskij, von welchem Kitty glaubt, dass er sie heiraten wird. Deshalb auch hat Kitty den Antrag von Lewin abgelehnt. Insgesamt sehr tragische Handlungsstränge geben dem Buch seine Fülle. Zusätzlich hat man den Wechsel und Kontrast der Schauplätze von Stadt zu Land.

Meine Meinung:

Ich habe das Buch vergleichend zu Effi Briest gelesen und das erste, was mir aufgefallen ist, sind die verschiedenen Erzählweisen. Tolstoj beschreibt die Situationen ausführlich und sehr bildlich. Daher rührt auch die Dicke des Buches. Zu der Erzählweise in Effi Briest steht mehr in der separaten Rezension zu lesen. Anna wird als eine selbstständige Frau portraitiert, die vor allem zum Ende des Buches hin sich immer abhängiger von der Gesellschaft sieht. Durch diese Abhängigkeit und ihr stark von Zweifeln und den gesellschaftlichen Vorstellungen von ihrem Verhalten gerät Anna in eine Abwärtsspirale, die sehr dramatisch für sie endet. Tolstoj spielt viel mit dem Frauenbild, welches die Gesellschaft von einer verheirateten Frau hat und nur jene welche sich diesem unterwerfen können in der Gesellschaft eine feste Stellung einnehmen. Der Roman war erstaunlicherweise nicht, "wie die typische Schullektüre". Man konnte das Buch nicht nur sehr gut lesen, sondern sich durch den erzählenden Schreibstil auch mit den parallel stattfindenden Handlungssträngen seine Meinung über das Gesamtgeschehnis bilden. Für gewöhnlich wird es bei Autoren kritisiert, wenn die Handlung oft wechselt und durch Ortwechsel an Details gewinnt. Dieser Roman konnte diese Aspekte gut verbinden und ist es daher wert gelesen zu werden.

Insgesamt ein sehr gelungener und lesenswerter Klassiker. Da ich die im Bild zu sehende Ausgabe gelesen habe werde ich diese auch für alle Angaben verwenden, aber es sind viele weitere Ausgaben von verschiedenen Verlägen verfügbar.

Seiten: 1205
Verlag: Insel Tasschebuch
Sterne: ****,5/*****
Preis: 12,50 €
Link: Insel TaschenbuchAmazon
ISBN: 978-3-458-36226-5

Sonntag, 5. Februar 2017

Terror ~ Ferdinand von Schirach

Ein sehr aktuelles Buch, welches zum nachdenken anregt und auch interessant geschrieben ist.

Das Buch ist, um es im Voraus zu sagen, kein Roman, sondern ein Theaterstück und eine Rede. Ich werde den Inhalt des Theaterstücks und der Rede einzeln beschreiben, denn sie sind nicht, wie ich ursprünglich gedacht habe, zusammenhängend, sondern können einfach unter dem Titel des Buches, also "Terror" zusammengefasst werden. Interessant ist außerdem noch , dass das Theaterstück zwei Urteile hat. In einem Urteil wird der Angeklagte verurteilt, in dem anderen Urteil wird der Angeklagte freigesprochen. Der Aufbau des Buches ist von Ferdinand von Schirach daher gut gewählt. Ich sage schon einmal im Voraus, dass die Meinung Spoiler enthalten wird, da sonst die meiner Meinung nach wichtigen Aspekte nicht erwähnt werden können. Alle die also von dem Buch gehört haben und sich nicht sicher waren ob sie es lesen sollen, denen kann ich es nur wärmstens empfehlen (vor allem wenn sie die Meinung lesen wollen).

Der Inhalt:
Lars Koch ist Kampfpilot der deutschen Luftwaffe und Angeklagter in einem Prozess wegen 164fachen Mordes. Er entscheid sich abzuwägen, was wichtiger ist, das Passagierflugzeug mit 164 Menschen abzuschießen oder 70.000 Menschen in der Münchener Allianz Arena noch zusätzlich sterben zu lassen. Lars Koch entschied sich das von Terroristen entführte Flugzeug entgegen der Befehle seiner Vorgesetzten abzuschießen. Jetzt müssen Schöffen vor Gericht entscheiden, ob man den Angeklagten Verurteile oder Freisprechen und vor allem auf welcher Grundlage. (Das Theaterstück)

Nach den terroristischen Anschlägen auf die Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo, war die ganze Welt geschockt und in Gedanken bei den Anschlägen. Ferdinand von Schirach beschreibt, was diese Anschläge aus dem Jahr 2015 für uns und unsere Freiheit zu bedeuten haben. (Die Rede)

Meine Meinung:
Der Schreibstil war unglaublich und aufgrund der Kürze des Buches sehr leicht zu lesen. Man konnte der Gerichtsverhandlung gut folgen, die den Großteil des Buches ausmacht.
Es war interessant, wie der Rechtsstaat gegen die Moral der Menschen abgewogen wird. Obwohl die Urteile in sich selbst anders ausfallen merkt man, dass die Argumentierung sehr ähnlich ist. Man bekommt den Fall aus allen Seiten beleuchtet und merkt schon im Laufe des Prozesses welche Position man selbst vertritt. Obwohl Lars Koch das Flugzeug abschoss, kommen noch Fragen auf. Man weiß nie, ob der Terrorist nicht doch umgelenkt hätte oder die Passagiere ihn hätten stoppen können. Vor allem die Aussage der Zeugin Meisner war sehr berührend und auch wenn man selbst nicht in dieser Position war, nachvollziehbar. Andererseits kann man die Beweggründe von Lars Koch verstehen und fragt sich, ob er nicht eine andere Option gehabt hätte wenn man das Stadion geräumt hätte. Insgesamt sehr gelungen. Es wird dem Leser eine sehr komplizierte Rechtsfrage herunter gebrochen auf kleine Happen-was sagt die Moral-was sagt das Grundgesetz.
In Zeiten, in denen dieser Fall sogar zur Realität werden könnte und ist es eine Pflichtlektüre. Für alle an Recht interessierten Menschen auch wegen der herangezogenen Fallbeispiele (es wurde aber auch Kant herangezogen, joch mit zwei Auslegungen) ansprechend. (Das Theaterstück)

Die Rede war verhältnismäßig kurz, aber dennoch sehr attraktiv für den Leser. Ich gehe davon aus, dass jeder nicht in vollkommener Isolation lebender Bürger der EU den Vorfall mit der Satirezeitschrift mitbekommen hat. Auf Basis von Prinzipien und bekannten Schriftstellern und Philosophen wie Tucholsky. Von Schirach beschäftigt sich mit der Frage unserer Freiheit in Zeiten des Terrors und argumentiert mit Hilfe von Benjamin Franklin, dass wir uns auf den demokratischen Rechtsstaat, beziehungsweise sein Prinzip von Freiheit besinnen sollen "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren"

Im Allgemeinen nur lobenswert, aktuell, kurz und prägnant und vor allem wichtig.

Eure Bücherdiebe

Eckdaten:

Seiten   165
Verlag   btb /Random House
Sterne   *****/*****
Preis     10,00€
ISBN    978-3-442-71496-4
Link     zum Taschenbuch (broschiert)

Samstag, 4. Februar 2017

Effie Briest ~ Theodor Fontane

Die heute Rezension ist zu einem Buch was man eigentlich als Klasiker der deutschen Literatur ansehen kann. Effi Briest von Theodor Fontane


Zum Inhalt: 

Effi ist siebzehn Jahre alt und aus dem Hause Briest. Aufgrund ihrer guten Position wird sie noch für unsere Verhältnisse recht jung an den Baron von Instetten verheiratet. Baron von Instetten ist fast zwanzig Jahre älter als sie und sollte eigentlich ihre Mutter heiraten. Jetzt heiratet Effi ihn und auch ihre Mutter ist darüber ganz glücklich. Aufgrund seiner Arbeit zieht das junge Ehepaar nach seinen Flitterwochen in Italien nach Kessin um. Mit der Zeit lernt Effi Major Crampas kennen. Durch die Abwesenheit ihres Mannes und ihren Gesundheitszustand geht sie vermehrt spazieren. Auf ihren Spaziergängen trifft sie Crampas, ohne dass jemand aus der Gesellschaft noch zusätzlich anwesend ist.Nach einigen Aufeinandertreffen fangen sie eine Affäre an, welche später zu Effis persönlichem und sozialen Ruin führt.

Meine Meinung:

Effi Briest gehört zu den Büchern die man schon einmal gelesen haben sollte. Persönliche Meinung hin oder her, ist es ein Klassiker und vor allem als deutsches Gegenstück zu Anna Karenina und Madam Bovary literarisch sehr interessant.  Der Schreibstil entsprach zwar nicht meinen Geschmack, aber kann von anderen durchaus genossen werden. Fontane schreibt sehr subtil und für mich persönlich mit zu wenigen Details. Das Buch hat schlanke 300 Seiten (grob überschlagen) während zum Beispiel Anna Karenina mit knapp über 1200 Seiten in ungefähr der gleichen Zeitspanne von Tolstoi spürbar weiter ausgeführt ist.   Effi selbst ist ein unglaublich sympathischer und liebenswürdiger Charakter, wenn auch für mich zum Teil schwer nachvollziehbar aufgrund ihrer Handlungen. Sie verhält sich sehr leichtfertig. Obwohl sie, wie sie später selbst sagt, Major Crampas gar nicht liebt beginnt sie eine Affäre mit ihm, trinkt während der Schwangerschaft Sherry und stellt auf die schnelle ein ihr fast vollkommen unbekanntes Kindermädchen ein. Aus der Affäre resultiert später ihr sozialer Ruin und obwohl sie weiß, wie die Gesellschaft von Ehebrechern denkt, lässt sie sich vom Moment hinreißen.
Effi wird als Tochter der Luft bezeichnet, was zutrifft, aber ihr nicht nur gute Eigenschaften zuordnet. Der Leichtigkeit steht die Willkür entgegen. Ich persönlich konnte mich eben wegen dieser Willkür nicht mit Effi identifizieren, auch wenn Effi einen sehr liebenswürdigen Charakter hat.
Insgesamt war das Buch nicht schlecht, aber vor allem für mich schwer zu lesen. Vor allem bei Klassikern aber gilt: Man muss sich immer am besten ein eigenes Bild machen.

Eure Bücherdiebe

Eckdaten (bezogen auf meine Ausgabe vom Fischer Verlag):
Seiten    320
Verlag    Fischer Taschenbuch
Preis      10,00€
ISBN     978-3-596-90012-1
Link      Taschenbuch Fischer / Amazon